Solinger Morgenpost, 01.09.2015

Der Staat steht vor dem Bankrott, die Kommune ist pleite. Da muss man schon einfallsreich sein, um sich den nötigen Zaster zu beschaffen, der die Zahlungsunfähigkeit abwendet. Nein, die Rede ist ausnahmsweise nicht von Griechenland. Wer da so in Finanznot steckt ist Pontevedro, ein Operetten-, also fiktiver Staat. (…) Lehàr gelingt hier erstmals die Erfolgsmixtur aus aktueller Politik, Erotik und Exotik. Und wie das zündend über die Bühnenrampe zu bringen ist, zeigt die Kammeroper Köln. Nicht umsonst gibt es nach fast jeder Nummer Szenenapplaus. Unter der Regie von Birgit Eckenweber und dem Bühnenbild von Pascal Seibicke vermischen sich Reales, Fantastisches und Angedeutetes zu einem stimmigen Ganzen. Vier mannshohe Rahmen vor schwarzem Hintergrund dienen mal als Türen, mal als Fenster und als Vorhang, mal als Raumteiler. Die geldgeilen Herren der Schöpfung, die von der reichen Hanna angezogen werden wie die Motten vom Licht, sehen in ihren grauen Anzügen aus wie die Abgesandten der Zeit-Sparkasse aus Michael Endes „Momo“. (…) Hilsberg gibt der flotten Witwe nicht nur sängerisch Pfiff, sondern auch darstellerisch: eine emanzipierte Frau, die weiß, was sie von der Welt und den Zeit-Sparkassen-Futzis zu halten hat.