Samuel Beckett, Das letzte Band
Neue Presse Coburg, 16.5.2023
Ein tragikomischer Clown ist dieser Krapp, der in Birgit Eckenwebers sensibler Regie leichtfüßig durch seine private Manege tänzelt, klassisch tapsig stolpert, auf der Bananenschale ausrutscht, glückselig den weißen Luftballon hascht und mit Hingabe sein persönliches Vermächtnis pflegt.
Samuel Beckett, Das letzte Band
Coburger Tageblatt, 20.5.2023
Verloren in Erinnerungen: Samuel Becketts 1958 uraufgeführtes Stück wird in Birgit Eckenwebers Inszenierung zum einfühlsamen Solo für Stephan Mertl. Eckenwebers Inszenierung bleibt nahe am Text und zeigt diesen alternden Schriftsteller als eine immer wieder auch grotesk anmutende Figur, als einen Clown auf der vergeblichen Suche nach sich selbst. Immer mehr verliert sich dieser Krapp in einer selbst geschaffenen Zeitspirale, aus der es (fast) kein Entrinnen gibt. Er verheddert sich buchstäblich in seinen alten Tonbändern, stolpert durch seine Erinnerung – und kommt doch nicht zu Fall. Für Stephan Mertl wird diese Rolle zur Traumrolle.
So oder so – Hildegard Knef
Lausitzer Rundschau, 20.11.2022
Viel Beifall für bewegende Vorstellung. Die Neue Bühne Senftenberg eröffnet den Spielbetrieb in ihrer neuen Bar mit einem schillernden Hildegard-Knef-Abend: Broadway-Atmosphäre verbreitet sich am Freitagabend an der Neuen Bühne Senftenberg. (…) Nach der Biografie von Gilla Cremer hat Birgit Eckenweber „So oder so – Hildegard Knef“ inszeniert. Eine bewegende Vorstellung. (…)
Marianne Helene Jordan, am Klavier sensibel begleitet von Saessak Shin, gehört an diesem Soloabend die Bühne. Die Senftenberger Schauspielerin verleiht der Knef in all ihrem Glamour, aber auch in ihrer Verletzlichkeit und Melancholie, in ihrem Weltschmerz und trotzigem Optimismus Gestalt und Stimme. „Ich habe nicht gelernt zu leben, nur zu überleben“, so erzählt sie. Sie spielt und singt, zeigt sie als Star und Skandaleuse, Illusionslose und Illusionistin, die ihren großen Auftritt genießt in der Lausitz. Mit Berliner Schnoddrigkeit, rauchiger Stimme, Klugheit, Selbstironie und viel Gefühl. Lakonisch vorgetragene Chansons erzählen von Höhen und Tiefen, Angst und Einsamkeit, Ausreißversuchen über den großen Teich und Sehnsucht nach ihrer Stadt Berlin, wo sie aufwuchs und immer wieder zurückkehrte, auch wenn sie in Ulm geboren wurde. (…) Und natürlich soll’s an diesem Abend auch rote Rosen regnen. Eine zerpflückt die Enttäuschte, die „nicht allein sein, doch frei sein“ wollte, zornig nach dem Ende ihrer dritten Ehe. Musikalisch aber begleitet dieses Chanson den ganzen Abend. Am Ende gibt es viel Beifall für die Macherinnen, die immer wieder auf die Bühne gerufen werden.
Hänsel und Gretel, Oper Leipzig
Carmen Deisinger, Theatermalerin im Spielzeitheft der Oper Leipzig 2022/2023
Ich erinnere mich gerne an das bunte detailreiche, glitzernde Bühnenbild und daran, wie in der Nacht aus dem Wald eine Unterwasserwelt wird – einfach märchenhaft.
Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute
Neue Presse Coburg, 21.10.2021
Beklemmend und beeindruckend: Mitlaufen oder mutig sein? Es geht um den Zoo, der tatsächlich im Konzentrationslager Buchenwald von den Nazis zur Belustigung der SS-Angehörigen und deren Familien errichtet wurde. Hinsehen oder wegsehen? Verhalte ich mich wie der Bär, der nachfragt, wissen möchte, was da vor sich geht, warum es keine Vögel mehr gibt und was da so entsetzlich riecht. Oder bin ich wie der Pavian, der seine Ruhe möchte, bloß nicht auffallen, nicht unbequem werden oder sich Gedanken machen.
Aufgelockert wird die beklemmend wirkende Szenerie durch witzige Tanzeinlagen und ab und an einen Farbtupfer auf der mystisch-dunklen Bühne. Das Murmeltiermädchen lutscht vergnügt einen überdimensionalen weiß-roten Lolli und zu trinken gibt’s auch mal ’ne Cola aus der farbenfrohen Dose.
Ein Stück, das sehr, sehr nachdenklich machte.
Heute Abend: Lola Blau
Freie Presse, 27.10.2020
Ein Hauch von Hoffnung in der Zeit der Krise. „Heute Abend: Lola Blau“ musste coronabedigt auf die große Bühne wechseln.
Schon 2019 war Kreislers Werk brisant im Hinblick auf die Flüchtlingskrise und den wiederaufkeimenden Antisemitismus. Gleichzeitig hielt er selbstkritisch dem Theaterbetrieb den Spiegel vor. Seit neun Monaten dominiert eine andere Krise den Alltag. Es ist unterhaltsam, voll bissigem Humor und Melancholie, strahlt aber auch Lebensmut und Widerständigkeit aus. Tosender Applaus.
Gaetano Donizetti, L’elisir d’amore
Freie Presse, 20.1.2020
Bauer sucht Dame – und nur die Liebe zählt
Die Oper als turbulent-minimalistisches Spektakel inszeniert: Unter der Regie von Birgit Eckenweber wird der eher banale Stoff zum spannungsgeladenen Schnelldurchlauf der Ereignisse. Die Akteure erinnern an Puppen, die sich auf einer routierenden Bühnenwelt entsprechend bewegen. (…) Am Ende stehen Adina und Nemorino mit ihren Schachfiguren Dame und Bauer als Liebespaar im Kreis, was bedeuten könnte, dass bei großen Gefühlen die soziale Herkunft nicht von Bedeutung ist. Die Künstler vollbrachten am Premiere-Abend großartige Leistungen, die Musik spritzig und mitreißend. Das Theater wagt mit dieser modernen Inszenierung etwas, und es wird belohnt – mit lang anhaltendem Applaus.
Gaetano Donizetti, L’elisir d’amore
Der Grüffelo
https://deropernfreund.de/berlin-sonstige-6.html, abgerufen am 18.1.2019
Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt hatte die Kinderoper ihre erfolgreiche Premiere.
Die Regisseurin Birgit Eckenweber hat dem 28 Minuten langen Opus einen 7 Minuten langen Prolog vorangestellt, in dem die Figuren und ihre musikalischen Begleiter vorgestellt werden. (…) „Seht die Instrumente blitzen / die vor der Opernbühne sitzen“, und schon geht der Spaß los. (…)
Was lernen wir großen und kleinen Kinder aus der Geschichte? Dass die Fantasie eine starke Macht ist und hat. Die Moral kommt indes nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit dem bildstarken Spiel daher. Wir schauen auf den herbstlichen Grüffelowald, wie ihn Axel Scheffler erfunden hat, bevor die rückseitige Videoprojektion zu leben beginnt und der Grüffelo durch die Bäume läuft. Birgit Eckenweber hat mit großem Interesse am gestischen Detail liebevoll Regie geführt und auch, ausgehend von den bildlichen Vorlagen des Bilderbuchs das Ausstattungskonzept entworfen; die reizenden Kostümideen, die die Figuren zwischen Menschengestalt und Tiercharakter genügend andeuten, also Mausohr, Fuchsfell, Schlangenhaut und Grüffeloleder, wurden von Sabine Lindner ausgesprochen ästhetisch realisiert. „Was ist, was ist das für ein Tier?“, fragen die Fressfeinde der Maus. Dieses Tier ist eine ganz charmante Schöpfung. Julia Donaldson und Axel Scheffler, die die Premiere besuchten, waren jedenfalls so zufrieden wie die Besucher, die den Protagonisten und Machern der Kinderopernuraufführung lange Applaus spendierten.