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Schönes aus „kleinem“ Haus: (…) Dem Werk angemessen ist auch die Regiearbeit Birgit Eckenwebers, die die Welt der Bohème nicht neu erfinden muss, um zu eigenständigen szenischen Ideen zu finden. Sie lässt – im Bühnenbild Wolfgang Clausnitzers – die Bohèmiens von gestern und heute in einem leicht ruinierten Einheitsraum spielen, träumen und leben. Selbst der sonst als komische Figur strandende Alcindoro behält seine Würde als elegantes Grauhaar im Stil des alternden Marcello Mastroianni. Diese „Bohème“ ist realistisch, wo sie die Konflikte der „kleinen Leute“ mit Liebe zeichnet, aber sie besitzt auch eine poetische Ebene, die durch eine neu erfundene Figur im Kunst-Raum eingezogen wurde. Aus dem Spielzeugverkäufer Parpignol, der inmitten des zirkushaften Treibens im zweiten Akt sein Debüt hat, wurde eine unheimliche wie heimlich traurige, venezianische Maskenfigur. Sie erscheint immer wieder bei den Bohèmiens: als Wächterin an der „Schranke zur Hölle“, als Sterbebegleiterin, als eine Figur, die von einem Dichter namens Rodolfo hätte erfunden werden können. Starker Beifall für ein insgesamt homogenes Ensemble und eine unaffektierte, doch bildbewusste und figurengetreue Regiearbeit.