Berliner Morgenpost, 14.1.2019

Die Neugier geschulter Ohren gewinnt Iván Fischers Oper als Stilcollage. Sie benutzt präexistente Musik genauso, wie es das Bühnenbild der Regisseurin Birgit Eckenweber tut: Die Rückwand der Bühne zeigt die Waldszenerie aus dem Bilderbuch der – bei der Uraufführung anwesenden – „Grüffelo“-Autoren Julia Donaldson und Axel Scheffler. Packend und musikdramatisch treffend platziert wirkt vor allem der Tango. Er musikalisiert die dunkle Angstfantasie vom noch nicht anwesenden Grüffelo, die Maus tanzt selbstbewusst mit der Eule. Der aus dieser Fantasie entstehende Grüffelo wird in seiner Locken-und-Leder-Optik von einer Heavy-Metal-Gitarre begleitet. Übertrieben? Klischeehaft? Es ist die adäquate Übertragung des Buchmonsters auf eine Opernbühne, und zwar genuin aus der Musik heraus und ohne Materialschlacht. Als erste Heranführung an Oper als traditionelles Genre ist das gelungen.

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