Neue Presse, 06.03.2017

(…) Das Landestheater Coburg hat sich für „Schlafen Fische?“ einen neuen Spielort gesucht: Das Stück hatte am Samstagnachmittag im Naturkundemuseum im Hofgarten Premiere. Regisseurin Birgit Eckenweber, die auch für Kostüm und Video verantwortlich zeichnet, lässt die Aufführung im Vortragssaal beginnen: Auf einem Tisch kauert Jette in weißem Tutu und roten Schmetterlingsflügel-Rucksack. Sie schaut einen Film an, der sie und ihren Bruder beim Herumtollen im Schnee zeigt. Und dann beginnt Jette zu erzählen und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch das Museum: Hin zu den Dioramen, in denen Wildschweine, Igel, Kaninchen, Hirsche und Rehe ausgestellt sind. Die große geschwungene Treppe dient ebenso als Kulisse wie der Schaukasten mit den Fischen.

Mit Anne Rieckhof ist die Rolle der Jette exzellent besetzt. Die umsichtige Inszenierung von Birgit Eckenweber gewichtet jeden Aspekt des komplexen Textes, und Anne Rieckhof vermag das ganze Emotionsspektrum abzubilden: Das kleine Mädchen, das dem Bruder, der am liebsten Pizza aß, aus Pappkarton einen Superpizzalieferboy bastelte, lässt die Zuhörer amüsiert schmunzeln. Mit Emil hat sie auch Beerdigung gespielt und ihm vom Pizzahimmel erzählt. Bei der echten Trauerfeier malt Jette schwarze Wutwolken auf den weißen Sarg des Bruders. Doch dann malen alle mit: Sonne, Herzen, Regenbogen, Pony, Hase, Blumen. Davon verschwindet zwar nicht die Traurigkeit, aber irgendwie ist man nicht mehr so alleine … Am Ende gibt es begeisterten Applaus für eine begeisternde Produktion: Text, Regie und Darstellung lassen keine Wünsche offen an ein intelligentes, ehrliches, manchmal heiteres und manchmal trauriges Kinderstück.

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